oder
Lichtverschmutzung (Light Pollution) ist eigentlich der falsche Begriff, denn unter Lichtverschmutzung versteht
man nicht dass das Licht verschmutzt wird sondern die Verschmutzung der Umwelt durch Licht. [18][24]
Durch falsch eingesetztes und zu viel verwendendes Licht wird die Nacht unnötigerweise erhellt.
Aus diesem Grund wird auch häufig der begriff "Lichtsmog" benutzt. [9][23][32]
Licht gehört laut §3 Abs.2 Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG) [1] zu den Immissionen und nach §3
Abs.3 zu den Emissionen und sollte deswegen auch als solche behandelt werden.
§3 Abs.1 besagt: Schädliche Umwelteinwirkungen im Sinne dieses Gesetzes sind Immissionen, die nach Art,
Ausmaß oder Dauer geeignet sind, Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen für die
Allgemeinheit oder die Nachbarschaft herbeizuführen was für unnötigerweise oder für falsch eingesetztes Licht
zutrifft wie z.B. bei den sogenannten Skybeamern oder übergroße und zu helle Reklamebeleuchtung.
Auszug aus dem Beschluss des Länderausschusses für Immissionsschutz (LAI) [2] vom 10. Mai 2000.
Durch die Verabschiedung einer "Richtlinie zur Messung und Beurteilung von Lichtimmissionen" (Licht-Richtlinie)
im Mai 1993 hat der Länderausschuss für Immissionsschutz (LAI) erstmals den zuständigen
Immissionsschutzbehörden ein System zur Beurteilung der Wirkungen von Lichtimmissionen auf den Menschen
zur Konkretisierung des Begriffs "schädliche Umwelteinwirkung" im Sinne des BImSchG zur Verfügung gestellt.
Und weiter heißt es "Die vorliegenden Hinweise zur Messung und Beurteilung von Lichtimmissionen..." was
bedeutet das diese Richtlinie leider nur als Hinweis zu verstehen ist.
Die Tschechische Republik war das erste Land mit einem Gesetz zur Reduzierung der Lichtverschmutzung. [3][4]
Dieses Beispiel zeigt dass das Problem der Verschmutzung der Nacht durch Licht auch auf Regierungsebenen
angekommen ist.
Jetzt könnte man meinen - Was ist gegen viel Licht in der Dunkelheit einzuwenden? Viel Licht bringt viel
Sicherheit, bei dem Nachhauseweg oder dem Weg zum Fahrzeug, auf dem Parkplatz und auf der Straße.
Das ist aber ein Trugschluss.
Wer auf einem hell beleuchteten Weg geht kann von einem potenziellen Angreifer, der in einer dunklen Ecke oder
hinter einem Busch lauert, schon von weitem gut gesehen werden. Er kann gut einschätzen ob noch andere
Personen in der Nähe sind und der Fußgänger auf dem hell erleuchteten Gehweg kann den Angreifer im Dunklen
nicht sehen. Vom dunklen ins helle zu sehen geht bekanntlich sehr gut aber vom hellen ins dunkle nur schlecht.
Das liegt daran das sich die Augen an die jeweiligen Lichtverhältnisse anpassen und durch die Blendung im hellen
sich die Pupillen verkleinern. Eine vollständige Dunkeladaption des Auges kann bis zu 30 Minuten dauern.
Auch hell erleuchtete Straßen verleiten eher zu schnellem Fahren und das Unfallrisiko steigt dadurch. Auch hier
gilt das der Fahrer der auf der hell erleuchteten Straße Fährt nur schlecht Objekte die im dunklen sind erkennen
kann aus den gleichen Gründen wie der Fußgänger auf dem Gehweg.
Auch hell erleuchtete Objekte wie Öffentliche Gebäude, Brücken, Burgen, Fabriken usw. lenken den Fahrer nur
vom Straßenverkehr ab.
Dies alles bedeutet natürlich nicht nachts sämtliche Beleuchtung abzuschalten sondern sich darüber Gedanken zu
machen wie man Licht Effektiv und Sinnvoll einsetzen kann.
Möglichkeiten wären zB.
- Licht gezielt einzusetzen und nur das beleuchten was beleuchtet werden soll.
- Nicht zu hohe Lichtmasten benutzen die nur Bäume von oben beleuchten.
- "Weiches" Licht mit sanften Übergängen benutzen (Orange statt Weiß).
- Einsatz von Energiesparlampen. [5]
- Nicht zu starke (helle) Lampen verwenden.
- Die Abstrahlung des Lichts nach oben und zur Seite vermeiden. [6]
- Reduzierung unnötiger Beleuchtung (jede Zweite Laterne abschalten außerhalb der Hauptverkehrszeit).
- Laternen abschalten zu Zeiten da sie nicht gebraucht werden. (nicht benutzte Wege, Flutlichtanlagen)
- Bewegungsmelder einsetzen.
Die Sendung laVita des Bayerischen Fernsehens vom 23.02.2012 hat, unter anderem, am Beispiel von Augsburg
gezeigt wie eine Stadt den Kampf gegen die Lichtverschmutzung aufnimmt und was sie dagegen tun kann. [7][8]
Eine Karte der Welt bei Nacht zeigt eindrucksvoll wie stark die Beleuchtung der Nacht zugenommen hat. [9] Die
Zuname der Lichtverschmutzung beträgt in Deutschland ca.6% in Italien ca. 10% und in Japan ca.12%. [10][32]
Auch die Menschliche Gesundheit wird von der Lichtverschmutzung beeinflusst.
Bei Tierversuchen wurde festgestellt das Tiere die vermehrt Licht ausgesetzt sind ein höheres Krebsrisiko haben
als Tiere die einen normalen Licht/Dunkel (Nacht) Rhythmus haben. Dieses Ergebnis wurde an Blinden Menschen
überprüft wobei herauskam das Blinde Frauen nur halb so oft an Brustkrebs erkranken als wie Sehende.
Eine weitere Studie ergab das Inuit (Eskimos) die häufiger in der Dunkelheit leben auch deutlich weniger an
Brustkrebs und Prostatakrebs erkrankten. Eine Studie die auch die letzten Zweifler überzeugten war das
Ergebnis einer Befragung von Krankenschwestern (Nurses Health Study) die häufig oder ausschließlich im
Nachtdienst arbeiteten. Diese hatten ein um 36% erhöhtes Risiko an Brustkrebs zu erkranken. [11][12][13][14]
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestätigte diese Untersuchungen. [15]
Auf Tiere hat die immer größer werdende Lichtverschmutzung auch einen negativen Einfluss. Insekten werden zu
Milliarden von den Lampen und Scheinwerfern angezogen, verenden oder werden von andren Tieren gefressen
bevor sie sich vermehren können [16] und fehlen dann in der Nahrungskette derer Tiere die darauf angewiesen
sind und es werden auch die Pflanzen nicht mehr ausreichend bestäubt.
Vögel, vor allem Zugvögel, werden durch übermäßig helle Beleuchtung von großen Gebäuden und von den
sogenannten Skybeamern angezogen, von ihrer Flugroute abgelenkt und kommen so nicht oder verspätet in ihren
Zielen an. Sie kreisen bis zur völligen Erschöpfung um die beleuchteten Objekte und um die Skybeamer bis sie
landen müssen. Auch das sogenannte Tower-Kill Phänomen, bei dem die Vögel auf hohe hell erleuchtete Häuser
prallen und zu tote kommen, ist ein großes Problem. [17][18]
Zugvögel sind durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen [19] und die Bonner Konvention
(Übereinkommen zur Erhaltung der wandernden, wildlebenden Tierarten) [20] geschützt. Auf Grund dessen
können die Naturschutzbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte (untere Naturschutzbehörden) das
Abschalten von Skybeamern und hell erleuchtenden Häusern verlangen.
Pflanzen die übermäßige mit Licht bestrahlt werden reagieren negativ darauf weil sie Licht zur Fotosynthese
benutzen und wie alle anderen Lebewesen eine Tag/Nacht Rhythmus haben und diesen auch benötigen. [21][22]
Die Astronomie ist eine der ältesten Naturwissenschaftlichen Forschungsgebiete ohne die die Entwicklung der
Menschheit einen anderen verlauf genommen hätte.
In allen Kulturen war die Beobachtung des gestirnten Himmels eine Wichtige und entscheidende Tätigkeit. Viele
griechische und römische Philosophen und Wissenschaftler wurden erst durch die Beobachtung des Himmels und
der Sterne zu ihren bedeutenden Entdeckungen und Errungenschaften gebracht. [23]
Astronomen sind auch heutzutage noch darauf angewiesen einen "sauberen" nicht durch Lichtverschmutzung
"unbrauchbaren" Himmel zu haben um ihre Forschungen ausüben zu können oder sie müssen in immer
abgelegeneren Ecken der Erde ausweichen.
Auch die immer größer wertende Zahl der Hobby Astronomen muss immer weiter von den Städten wegfahren um
wenigstens noch einen einigermaßen brauchbaren Himmel zu finden. [24]
Bei dem 3rd European Symposium for Protection of the Night Sky in Stuttgart vom 12. bis 13. September 2003
wurde die Deklaration von Stuttgart zur Erhaltung des Nachthimmels für gegenwärtige und kommende
Generationen gefasst. [25]
Es wurden schon zwei Petitionen im Deutschen Bundestag zum Thema Lichtverschmutzung eingereicht. Die erste
im September 1996 und die zweite im November 2007. [26][32]
Ein erstes Ergebnis ist das interdisziplinäre BMBF Projekt (Bundesministerium für Bildung und Forschung)
"Verlust der Nacht" bei dem Wissenschaftler erstmals gemeinsam die Auswirkungen der zunehmenden
Beleuchtung der Nacht untersuchen. [27]
Der Sender arte hatte einen sehr Interessanten Beitrag zum Thema Lichtverschmutzung am 20.01.2009 im
Programm mit dem Titel "Die dunkle Seite des Lichts" der im Internet noch einmal angesehen werden kann.
[28][29][30]
Die International Dark-Sky Association (IDA) mit Sitz in den USA hat schon an mehreren sehr dunklen Gebieten
den Titel "Dark Sky Park", "Dark Sky Community", "Dark Sky Island" und "Dark Sky Reserve" in den USA,
Kanada, Großbritannien und Ungarn vergeben. [31][33]
Auch in Deutschland gibt es immer mehr Bestrebungen Sternenparks entstehen zu lassen wie z.B. im
Biosphärenreservat Rhön, das Sternenpark-Projekt Westhavelland oder das Projekt Sternenpark Schwäbische
Alb. [34][35][36]
Das Projekt "Die Helle Not", vor über 10 Jahren gegründet, hat sich als Motto und zum Ziel "So wenig Kunstlicht
wie möglich, so viel Beleuchtung wie notwendig!" gesetzt. [37][38]
Das Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat 2018 eine sehr
empfehlenswerte Broschüre herausgegeben mit dem Titel "Nachhaltige
Außenbeleuchtung". [41]
Die Seite "lightpollutionmap.info" ist eine Zoombare Lichtverschmutzungskarte die, die Aktuelle
Lichtverschmutzung der ganzen Welt zeigt. Sie kann auch auf andere Jahre eingestellt werden, so das die
Zunahme der Lichtverschmutzung sichtbar wird. [42]
Der Sternenhimmel ist ein Kulturgut und sollte deswegen von der Organisation der Vereinten Nationen für
Erziehung, Wissenschaft und Kultur (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization - UNESCO)
in die Liste des Welterbes (Weltkulturerbe/Weltnaturerbe) aufgenommen werden. [39][40]
Quellenangabe:
[1] Bundes-Immissionsschutzgesetzes
[2] Länderausschusses für Immissionsschutz Der Download ist leider nicht mehr Online!
[3] The Czech Act on Protection of the Air, including Light Pollution prevention
[4] ZDF - Bericht über das Gesetz gegen Lichtverschmutzung in Slowenien YouTube Video
[5] 3Sat Nano - LED-Straßenleuchten sollen Klima und Tiere schützen YouTube Video
[6] Wikipedia - Lichtradien verschiedener Straßenbeleuchtungen
[7] laVita - Augsburgs Kampf gegen Lichtverschmutzung Die Sendung ist leider nicht mehr Online!
[8] laVita - Unendliche Weiten Die Sendung ist leider nicht mehr Online!
[9] Wikipedia - Earthlights
[10] Wikipedia - Lichtverschmutzung
[11] SWR - Gefährliches Kunstlicht Die Sendung ist leider nicht mehr Online!
[12] National Geographic - Es werde Nacht Die Seite ist leider nicht mehr Online!
[13] Ärztezeitung - Krebs durch Kunstlicht
[14] Bericht über die schädlichkeit das Lichts für Mensch und Tier YouTube Video
[15] Weltgesundheitsorganisation WHO
[16] Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Lepidopterologen
[17] Fatal Light Awarness Program
[18] National Geographic - Light Pollution Die Seite ist leider nicht mehr Online!
[19] Wikipedia - Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen
[20] Wikipedia - Bonner Konvention
[21] Wikipedia - Photosynthese
[22] Wikipedia - Crassulaceen Säurestoffwechsel
[23] DIPLOMARBEIT zum Tehma Lichtverschmutzung von Madeleine Klein PDF
[24] VDS Fachgruppe DarkSky:
[25] Deklaration von Stuttgart zur Erhaltung des Nachthimmels... PDF
[26] Petition gegen Lichtverschmutzung Die Seite ist leider nicht mehr Online!
[27] BMBF Projekt Verlust der Nacht
[28] arte - Die dunkle Seite des Lichts Der Film ist leider nicht mehr Online!
[29] Info zum Film vom Informationsdienst Wissenschaft des Bundesamt für Naturschutz
[30] Die dunkle Seite des Lichts YouTube Video Teil I
[30] Die dunkle Seite des Lichts YouTube Video Teil II
[31] Spiegel.de - Der Tod der Nacht
[32] Sterne und Weltraum - Lichtsmog von oben betrachtet
[33] International Dark-Sky Association (IDA)
[34] Biosphärenreservat Rhön
[35] Sternenpark-Projekt Westhavelland
[36] Projekt Sternenpark Schwäbische Alb
[37] Homepage des Projektes Die Helle Not
[38] Sehenswertes Video vom Projekt Die Helle Not YouTube Video
[39] Wikipedia - UNESCO-Welterbe
[40] Die Kitzinger vom 08.05.2010 - Großmugl greift nach den Sternen ...
[41] Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Die Seite ist leider nicht mehr Online!
[42] Lightpollutionmap / Lichtverschmutzungskarte
25.04.2009
... to be continued
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